Nachdem ich, Gaston, mein Agronomiestudium in Santiago de Chile abgeschlossen habe, begann eine neue Ära in meinem Leben.
Ich musste zunächst viele Dinge, die ich im Studium gelernt hatte, wieder verlernen, um dann in der Landwirtschaft zu arbeiten. Ich erinnere mich noch gut an den Tag, an dem ich in einem Büro in Kalifornien saß und als Qualitätskontrolleur für Chile-Exportfrüchte arbeitete.
In meiner Freizeit im Büro, zwischen einer Ladung Obst und einer anderen, begann ich das Buch „The One-Straw Revolution“ von Masanobu Fukuoka zu lesen. (Es geht um die Prinzipien der Natürlichen Landwirtschaft und die Bedeutung von Vielfalt für eine nachhaltige und harmonische Beziehung zum Boden.) Von diesem Moment an wusste ich, dass ich nach Chile zurückkehren musste, an den Ort, an dem meine Familie ein Stück Land besitzt, und an dem meine Geschichte begann.
Während ich mein Studium beendete, baute ich ein Gewächshaus, in dem ich viele Jahre lang Physalis anbaute. Mit der Zeit integrierte ich auch andere Pflanzen, aber erst als ich weit weg von zu Hause war, entstand das Gefühl, zu verstehen und zu wissen, wie man das Land im Freien ohne Gewächshäuser und ohne Chemikalien anbaut.
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Wie alle Dinge, die beginnen, haben auch sie ein Ende. Mit der Zeit zogen einige der Freunde, mit denen ich zusammenlebte, auf der Suche nach neuen Möglichkeiten zurück in die Stadt und meine damalige Freundin sagte mir, dass wir nach Deutschland gehen und dort leben sollten.
Ich wollte immer die Grenzen des Lebens ausloten, also ließ ich alles zurück, was ich hatte, und behielt, was ich für nötig hielt, um ein neues Abenteuer auf einem anderen Kontinent zu beginnen. Ich ging direkt zum größten biodynamischen Saatgutunternehmen in Deutschland, Bingenheimer Saatgut, wo ich als Assistent von zwei Saatgutzüchtern arbeitete, die Karotten, Rote Beete, Lauch, Brokkoli, Fenchel, Kürbis, Bohnen usw. vermehrten. Das war einer der inspirierendsten Jobs, die ich je in meinem Leben hatte.
Mit den Jahren wurde mein Weg einsam, und ich fand mich wieder allein, diesmal 18.000 km von meinem Geburtsort entfernt, und fragte mich, was ich hier tue. Nun befand ich mich in einem Projekt für solidarische Landwirtschaft am Rande Berlins. Dort habe ich auch viel gelernt, vor allem über Kommunikation, denn in fast einem Jahr traf ich vielleicht 100 Menschen, mit denen ich jeweils ein paar Wochen zusammenlebte. Unter all diesen Menschen traf ich Juliane, die ich heute von Herzen liebe.
Ich, Juliane, beschäftige mich seit 2018 mit biologischen Gemüsebau. Bei unterschiedlichen Projekten in Deutschland, Österreich, Griechenland, Italien und Spanien habe ich meine Lebendigkeit und Lust am Gärtnern und Gestalten von Lebensräumen gespürt.
Ausgehend von meinem früheren Studium der Geologie hat mich mein Weg von den Steinen und den tiefen Entstehungsprozessen der Erde hin zu den oberflächigen, lichtdurchdrungenen Prozessen des Bodens und des Humusaufbaus geführt. Mittlerweile bin ich ganz angekommen im Feld der Lebewesen und des Bodens, bei Würmern und Pilzmyzel, Beikräutern, Mikroorganismen und dem Zusammenspiel der anorganischen Substanzen.
Ich möchte verschiedene Naturmaterialien zusammen bringen und damit Lebensräume gestalten, zum Beipiel Wände mit Hanfkalk oder Strohlehm herstellen. Oder endlich einen Lehmofen bauen. Und basierend auf alten Handwerk Teile des Landes mit Steinen terrrassieren!
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Ich wünsche mir, bei einem Projekt mitzuwirken, bei dem ich mich entfalten und meinen Werten folgen kann. Zusammen mit Gaston ein Projekt zu starten und damit beizutragen, fruchtbaren Boden für die Lebewesen zu generieren, Saatgut zu gewinnen, Gemüse, Obst und Nüsse anzubauen und für die Region etwas Gutes zu tun, ist für mich ein neues Lernfeld, in das ich meine ganze Energie und Liebe stecken möchte. Meinem Bedürfnissen nach Fokussiert-Sein und intuitiven Handeln möchte ich gerne folgen und erforschen, wie ein gutes Gleichgewicht aus beiden entsteht.
Wir zwei sind nun seit Sommer 2020 zusammen unterwegs in verschiedenen Solawis, waren Anfang 2023 auf einer 8-monatigen Reise in Spanien, und haben gemeinsam vieles Neues und Inspirierendes erlebt. Während dieser Zeit hat sich in uns der Wunsch, nach Chile zu gehen und unsere Vision zu realisieren, manifestiert. Wir kennen unsere Dynamiken und haben großes gegenseitiges Vertrauen. Den nächsten Schritt zu wagen und unsere Vision zu realisieren fördert unsere Lebendigkeit und fordert neue Kompetenzen und bietet unserer Entwicklung ein Lernfeld, auf das wir uns sehr freuen und dem wir uns gewachsen fühlen.